Sonntag, 2. Juni 2019

Missionsland Deutschland?

Unser Ort besteht aus mehreren Dörfern, die sich in zwei Pfarreiengemeinschaften aufteilen, aber mit einem gemeinsamen Pastoralteam. Das bedeutet: Reihum in den verschiedenen Dörfern ist jeweils eine Abendmesse; immer um die gleiche Uhrzeit; auch am Sonntag. Und die Seelsorger schaffen es tatsächlich, dass (fast) kein Tag ohne Messe bleibt; wofür ich sehr dankbar bin.

Dies hat dann allerdings auch zur Folge, dass hier vertretungsweise die unterschiedlichsten Priester zelebrieren; Pensionäre aus der Kreisstadt; Professoren der Hochschule St. Georgen in Frankfurt oder Priester aus anderen Pfarreiengemeinschaften. Und so kam es, dass im Laufe einer Woche gleich zwei Zelebranten mit afrikanischen Wurzeln die Messe gelesen haben. Beide in ausgezeichnetem Deutsch, mit kaum erkennbarem Akzent; der eine kam aus einem der Commonwealth-Staaten, der andere aus einem ehemals französischen Land.

Einerseits finde ich es beeindruckend, Weltkirche so nah zu erleben - unser Pater im Seniorenheim hat asiatische Wurzeln - andererseits macht es mir auch Sorgen: Werden diese Priester nicht in ihren Heimatländern gebraucht, wo die Anzal der Katholiken pro Priester viel größer ist als hier? Ich kenne die einzelnen Biographien nicht: Es kann natürlich sei, dass diese Priester zur Ausbildung von ihren Bischöfen nach Deutschland geschickt wurden und früher oder später wieder in ihre Heimatländer zurückkehren.

Wichtig finde ich auch, dass diese Priester aus anderen Kontinenten uns ganz andere Perspektiven nahebringen: Die Probleme in der Weltkirche sind nicht die Probleme, die man hier in Deutschland für wichtig hält. Beispielsweise stellt "renovabis" Bildung in den Fokus der Pfingstaktion: Das Leitwort  lautet "Lernen ist Leben - Unterstützen Sie Bildungsarbeit im Osten Europas!".

Da sehe ich hier, im Westen Europas, ebenfalls einen großen Bedarf. Das Glaubenswissen ist weitgehend verdunstet. Traurig. Vieles, was meinen Großeltern (geboren 1888, 1904 und 1906) und meinem Vater (Jahrgang 1933) völlig selbstverständlich und gelebte Glaubenspraxis war (z. B. Psalmen oder das Angelus-Gebet), eigne ich mir jetzt erst nach und nach an - zu einem Zeitpunkt, wo meine Kinder bereits erwachsen sind. Nochmal: Traurig.

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