Sonntag, 7. April 2019

Predigt

Heute hatten wir als "Vikarsvertreter" einen Ordensmann. Ich bin sehr froh darüber, dass unser Pfarrer es schafft, für (fast) jede Heilige Messe in unserer Pfarreiengemeinschaft einen Priester zu finden. Pensionäre aus der Umgebung, aus dem benachbarten Bundesland (! - da ist Diaspora - !) und manchmal auch Ordenspriester.

Manche predigen wunderbar - andere nicht so. Das heutige Evangelium: Die (verhinderte) Steinigung der Ehebrecherin; Joh 8, 1-11.

Erstes Thema: Mobbing. Auch heute noch werden Ehebrecherinnen gemobbt, Ehebrecher nicht so. Sorry, aber diese Auffassung ist weltfremd. Und wenn die Ehebrecherin "in flagranti" ertappt wurde, dann müsste auch ein Mann dabei gewesen sein - nach den Gesetzen des Mose müsste auch der gesteinigt werden. Diskriminierung - huh - böse, böse. Ich bezweifle heftig, dass das die Botschaft des Evangelisten sein sollte.

Dann kam das Thema auf den reichen Nachbarn, dem man das dicke Auto,  das große Haus und die Frau neidet - nur, dass in der Sparkassenwerbung, die hier angeblich zitiert wurde, ganz bestimmt keine Frau vorkam. Nun ja, und weil der Nachbar "reich" ist, ist er automatisch kriminell, ein Steuerhinterzieher und Betrüger - zwingende Logik. Und wenn dann die Steuerfahndung kommt, freut man sich, weil er seine gerechte Strafe bekommt, nicht wahr? Oder ist es nicht doch Schadenfreude? So wie bei der zu steinigenden Ehebrecherin? Ja, genau, Schadenfreude, das war hier die "logische" Verbindung zum Evangelium. Geht's noch?


Dann die Steiniger: Bitte möglichst spitze Steine, das fördert die Sensationsgier. Äh - nein. Für Schmerzen oder die tödliche Folge ist es völlig egal, ob die Steine spitz oder rund sind, entscheidend ist, wie schwer und wie schnell, das weiß ich als Physiker. Und das eigentlich perfide bei der Steinigung ist: Hinterher ist's keiner gewesen. Der Henker, der in früheren Jahrhunderten das Richtschwert schwang, war ein ehrloser Mann. Dem Steiniger aber kann keienr nachweisen, dass es nun ausgerechnet sein Wurf war, der das Leben beendete. Sie alle waschen ihre Hände in Unschuld und haben dem Recht Genüge getan.

Und dann habe ich bei der Predigt nicht mehr zugehört.

Die Fürbitten orientierten sich an der aktuellen Politik: Fürbitten für Organspender und Transplantationsmediziner; für das Brexit-geplagte Vereinigte uneinige Königreich; für Politiker, die den Überblick verloren haben ... . In dieser Reihe fehlten nur noch die Prediger, die frei von Sinn und Logik herumschwadronieren. Kyrie eleison.

 Übermorgen werd' ich dann diesen meinen öffentlichen Zornesausbruch in die Beichte tragen. Christe eleison.

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